Wie fühlst du dich gerade?
„Wie fühlst du dich gerade?“ ist eine Frage, die Pferde uns immer wieder stellen. Da reicht es aber nicht, so eine lapidare Antwort zu geben wie: „Ja gut“ … „geht schon“ … „ganz okay.“ Solche Antworten geben wir Menschen in dieser Situation oft, besonders wenn wir eher ausweichen und selbst nicht so richtig hinspüren wollen. Pferde wollen in so einem Moment von dir wissen, wie du dich jetzt gerade WIRKLICH fühlst.
Schau dir im Video an, was du von Pferden dazu lernen kannst – und warum es so wichtig ist, deine Gefühle wahrzunehmen.
(wenn du lieber liest, findest du den Text unter dem Video)
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Was Pferde wirklich wissen wollen
Wenn ein Pferd auf dich zukommt, will es als erstes wissen, wie du dich jetzt gerade fühlst. Dann kann es dich „lesen“ und in Kontakt mit dir sein. Das heißt, du brauchst Aufmerksamkeit für dich selbst, für deinen Körper und zum Wahrnehmen deiner Gefühle.
Gefühle sind für Pferde sehr wichtig. Über das Fühlen sind die einzelnen Pferde in der Herde verbunden. Dieses feine Wahrnehmen gibt den Pferden Sicherheit, da sie eine mögliche Gefahr schnell einschätzen können. Wir Menschen versuchen dagegen oft, unsere Gefühle wegzudrücken und uns nur auf das Tun zu konzentrieren. Wir wollen etwas „machen“, etwas im Außen bewirken, Ergebnisse sehen. Dabei übersehen wir ganz oft, wie es uns selbst geht – und wundern uns dann, wenn wir am Ende des Tages geschafft und ausgelaugt sind.
Vor und hinter dem Zaun
Wenn ich mit einer Gruppe von Menschen zu den Pferden gehe, bleiben wir erstmal draußen vor dem Zaun stehen. Wir beobachten die Herde und ich frage: „Wie fühlst du dich gerade, wie geht’s dir beim Beobachten?“ Oft lauten die Antworten: „Ich fühle mich entspannt“, „Ich fühle mich wohl“, „Ich werde ganz ruhig beim Zuschauen“.
Wenn wir dann zu den Pferden auf den Platz gehen, noch bevor wir Kontakt zu den Pferden haben, lade ich die Teilnehmer wieder ein hinzuspüren: „Halt mal kurz inne, wie fühlst du dich jetzt gerade? Hat sich etwas verändert – einfach dadurch, dass du jetzt auf der anderen Seite vom Zaun stehst?“ Es ist sehr spannend, dass viele Teilnehmer sagen: „Oh ja, ich fühle mich ein bisschen aufgeregter“, „Ich fühle mich viel näher“ oder „Ich fühle mich verbundener zu den Pferden“. Es gibt auch einige die sagen: „Ich bin ein bisschen unsicher“, „Ich fühle mich irgendwie nicht so wohl, nicht so ruhig.“
Nur dadurch, dass wir auf die andere Seite des Zaunes gegangen sind, ändert sich das eigene Gefühl. Ohne das bewusste Hinspüren wären wir in diesem Moment mit unserer Aufmerksamkeit aber schon bei den Pferden. Wir wollen sie berühren, wir wollen Kontakt haben und beachten deshalb unsere eigenen Gefühle nicht.
Für Pferde sind alle Gefühle Okay
Im Alltag gehen Gefühle leicht unter. Vor lauter Wollen und Tun bekommen wir das Fühlen nicht mit. Was die Pferde uns als Aufforderung mitgeben, ist wirklich zu spüren, wie es uns gerade geht. Pferde laden dich ein, hinzufühlen und deine Aufmerksamkeit vom Außen auf dich selbst zu lenken.
Alles, was du fühlst, kannst du annehmen und einfach da sein lassen. Das Tolle ist: Pferde bewerten Gefühle nicht. Für Pferde ist es völlig okay, wenn du fröhlich bist, wenn du neugierig oder aufgeregt bist und auch, wenn du traurig, angespannt oder ängstlich und unsicher bist.
Vielleicht hast du gelernt, die sogenannten „unangenehmen“ Gefühle wegzudrücken. Oft heist es: „Du bist unsicher – egal, beiß die Zähne zusammen, Augen zu und durch.“ Bei Pferden funktioniert das nicht. Pferde nehmen ihre eigenen Gefühle jederzeit ehrlich wahr, und erwarten das auch von ihrem Gegenüber. Das heißt, wenn wir mit Pferden (und auch mit Menschen) zusammen sind, lautet die wichtigste Frage immer wieder: „Wie fühlst du dich jetzt gerade?“.
Fühlen schafft Verbindung
Nimm dir die Zeit, kurz innezuhalten und deine eigenen Gefühle zu spüren. Spüre das, was da ist – egal, ob es sich gerade angenehm oder nicht so angenehm anfühlt. Es ist wichtig, auch die nicht so angenehmen Gefühle nicht wegzudrücken, nicht wegmachen zu wollen, sondern für einen Moment zu spüren.
Ich habe mit den Pferden schon oft erlebt, dass bei Menschen, die traurig sind, eine besondere Verbindung entsteht – und zwar genau in dem Moment, in dem sie die Traurigkeit zulassen. Dann sucht das Pferd die Nähe zum Menschen. In dem Moment kann es sich entspannen – einfach weil das Gefühl gefühlt wird.
Wenn du noch mehr wissen möchtest, wie Pferde uns beim Fühlen helfen, lies hier weiter: Mut zum Fühlen – wie Gefühle dich lebendig machen.
Nimm dir Zeit zum Fühlen
Die Weisheit der Pferde für dich für heute ist: Spüre deine Gefühle. Frage dich immer wieder, wie es dir gerade geht – und spüre die ehrliche Antwort in dir.
Halte kurz inne, wenn es im Alltag hektisch wird oder sich etwas komisch anfühlt. Nimm dir die Zeit dich zu spüren. Bist du gerade heiter? Bist du gerade fröhlich? Bist du bedrückt, traurig oder unsicher? Macht dir etwas Angst? Lass alles ohne Wertung einfach da sein.
Spüre einen Moment hin und fühle dann, was der nächste Impuls ist, was du als nächstes tun möchtest. So kannst du dich von deinen Gefühlen leiten lassen und sie helfen dir, besser auf dich zu achten und für dein Wohlbefinden zu sorgen.
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